Für mich ist der NaNoWriMo
2017 eine komplette Premiere. Das erste Mal habe ich davon vor 3 oder
vielleicht sogar 4 Jahren gehört, weil meine liebe P. daran teilgenommen hat.
Damals haben wir uns zu unserem ersten Writers Retreat getroffen. Der Anlass
war kein besonders Schöner.
Ich war in diesem Jahr im März nach dem (nicht beendeten)
Studium wieder in meine Heimatstadt gezogen und arbeitete bei der Post als
Briefsortiererin. Die Nachricht über Gerds Tod kam sehr plötzlich und völlig
unerwartet für mich. Erst war es nur die Todesnachricht, später dann der große
Schock - Suizid. Wir wussten nichts von seinen Depressionen, die offenbar so
tief gingen.
Für uns war er immer verlässlicher Berater, Mentor und Freund.
Unsere Schreib- und Korrekturtreffen waren nicht so regelmäßig, wie es
vielleicht notwendig gewesen wäre und es hat leider keiner von uns das
ursprüngliche Werk beendet (soweit ich weiß), aber uns allen hat es so viel
bedeutet.
Unser erster Writers Retreat war eher ein
Trauerverarbeitungs-Retreat, es wurde so viel geweint und gelacht und
geschimpft... geschrieben wurde kaum (außer von unserem immer fleißigen
Bienchen).
Nach der ersten Zeit dachte ich kurzfristig - jetzt erst
recht - Gerd hätte sich das so gewünscht, dass wir erfolgreich und produktiv
und kreativ sind! Tatsächlich habe ich ein paar Monate später sogar ein
Kurzgeschichtenprojekt für ihn anleiern wollen, was dann völlig im Sande
verlaufen ist. Beruflich ging es bei mir drunter und drüber - Briefsortierung,
Hotel Housekeeping und schließlich landete ich bei der Post in der Zustellung -
ein echter Knochenjob, an dem ich heute (nachdem ich seit fast genau 2 Jahren
nicht mehr dort arbeite) noch zu knabbern und mir einen weiteren Sprung in
der Schüssel zugezogen habe.
Das Schreiben habe ich jedoch komplett eingestellt. Vor allem im
letzten Jahr hatte ich mit mir selbst ausgemacht - du brennst nicht dafür, dein
Talent reicht nicht aus, deine Ausdauer reicht nicht aus und dein Ehrgeiz ist
nicht stark genug. Noch dazu bildete ich mir ein, dass ich eine so erfolgreiche,
perfekte Freundin ständig vor der Nase habe, dass ich mit dieser überhaupt
nicht konkurrieren kann und will und dass ich das sowieso nie schaffe.
An dieser Stelle einen fetten Tritt in meinen eigenen Arsch!
Grün vor Neid und blau (?) vor lauter Selbstkritik, bar jeder Vernunft und so
völlig unvernünftig. Immer alles auf andere schieben, bloß nicht zugeben, dass
man sich selbst nicht genug zutraut.
Und dann war der Wunsch vor ein paar Wochen auf einmal da. Es
wenigstens zu versuchen, wenigstens herauszufinden, ob ich das einmal schaffen
kann. 1667 Wörter am Tag, einen Monat lang. Den inneren Kritiker ausschalten
und mich nicht an der unsinnigen Perfektion aufhalten und sich ständig aufreiben.
Nein, Schriftsteller sein ist kein Traumjob. Man verdient damit in den
seltensten Fällen Millionen, meistens verdient man nicht einmal genug um davon
zu leben.
Aber ich hatte doch früher diesen Spaß und dieses Talent und ich
ärgere mich, wenn ich darüber nachdenke, wie sehr ich meine Fähigkeiten
entwickelt haben könnte, wenn ich nicht vor lauter Angst und Selbstzweifeln immer wieder aufgegeben hätte, bevor ich überhaupt angefangen habe.
Diese Dummheit zieht sich (neben vielen anderen Dummheiten)
durch mein Leben und ich kann einfach nicht so richtig davon los. Aber ich
versuche es immer wieder - ist das nichts?
Als Jugendliche hatte ich
doch so viele Träume. Sicher, ich war zu dieser Zeit krass gebannt von der
Fernsehserie "Akte X". Ich wünschte mir als Erwachsene mal Gerichtsmedizinerin
oder Pathologin zu werden und nebenbei zu schreiben. Meine Cousine hat mich zu
der Serie und so auch zum intensiven Schreiben gebracht. Damals war das alles
noch ganz anders. Man hatte kein Internet zuhause, recherchieren war wahnsinnig
aufwendig, vor allem, wenn es um irgendwelche amerikanischen Alltäglichkeiten
ging. Auch das Schreiben selber war anders. Oft per Hand, später auf einem
Schreibcomputer, dann irgendwann am PC, zwischendurch tatsächlich sogar an der
Schreibmaschine.
Und dann hörte das alles
auf einmal auf. Das Interesse war abgeflaut, es gab auch neue Freunde und
andere Ablenkungen. Allmählich schlug auch das Internet in meine Welt ein,
Probleme in der Schule, der erste Freund, eine lange Fernbeziehung...
Ganz weg gekommen vom
Schreiben bin ich nie, aber der Akt an sich ging mir verloren. Trotzdem habe
ich nie aufgehört in meinem Kopf Szenen zu entwerfen oder an Ideen zu arbeiten.
Nie ernsthaft. Aber der Gedanke „das ist toll - das muss ich mal schreiben.“,
ist in meinem Kopf so präsent wie eh und je. Darüber habe ich nie wirklich
nachgedacht, eigentlich jetzt beim Tippen dieser Zeilen das erste Mal bewusst.
Aber das muss doch etwas bedeuten?
Das Handwerk kann ich
vielleicht noch lernen, verbessern kann man sich immer. Erst mal eine
Rohfassung schaffen, erst mal IRGENDWAS schaffen, nicht immer zurückziehen und
scheitern bevor man begonnen hat. Das ist mein Ziel für den NaNoWriMo 2017...
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